Speed und Spaß bei 9. Thüringer 24-Stunden-Orientierungslauf in Heyda Der Spaß stand voran. Allein die Startliste des - weltweit konkurrenzlosen - 9. Thüringer
24-Stunden-Orientierungslaufs läßt schmunzeln: Da waren die "Marzahner Elchbrigade" und das "Totale Schnupperchaos", "Na-Gott-sei-dank" und "Die spritzigen
Waldmeister", "Ostseeflitzer" und "Orientierungs-Schnecken" Und, kaum aussprechbar, "Cheschueechli Kapreolo" aus der Schweiz.
Am Ende ließen die Schnecken aus Ungarn die Flitzer aus Mecklenburg weit hinter sich und wurden Zweite - der Sieg ging allerdings an ein weiteres Sextett der mit
allen Nationalmannschaftsläufern angerückten Magyaren, die "Hungaria Füchse". Die schafften im Heydaer Wald und Feld nördlich von Ilmenau von vielen nicht für
möglich gehaltene 36 Wechsel, wobei jeder Läufer pro Einsatz elf per Karte vorgegebene Punkte anzusteuern und dabei zwischen 3 und 10 Kilometern
zurückzulegen hatte. Summa summarum 210 km (Luftlinie, versteht sich) im Weltspitzentempo. Spaß mit Speed.
An jedem der Kontrollpunkte hängt eine Zange, deren Prägung bei Rückkehr das Dagewesensein beweist. Ausgerechnet Thüringens Nr. 1, die 23jährige
Gunda Fischer, hatte als Startläuferin ihres OLV Weimar (Streckensprecher: "Solch gewöhnliche Mannschaftsnamen werden künftig nicht mehr zu gelassen!")
beim ersten Wechsel eine falsche Prägung auf der Karte. Klassischer Fall von Verlaufen. "Daß ich den verkehrten Kontrollpunkt ansteuere, ehrlich, daß ist mir in
meiner Laufbahn noch nie passiert!", so die Baustudentin gegenüber TA. Nächste Ziele der Nationalläuferin sind eine Medaille bei den Deutschen Meisterschaften
(Kurzstrecke), Teilnahme an den Studenten-WM in der Schweiz und - natürlich - die nach ihrer Disqualifikation auf den 80. und letzten Platz liegende Weimarer
Staffel wieder ein Stück nach vorn zu laufen. Am Ende kamen die Ilmstädter immerhin noch als Vierzigste ein, beste Thüringer Mannschaft waren die Erfurter
Handwerker auf Rang 35. Deren Senior Manfred Rittweger (67) nahm zwar den Tag- und Nachtmarathon nicht auf sich, ließ es sich aber nicht nehmen, einige der
OL-Karten außer Konkurrenz "abzulaufen", ebenso wie an die 200 Hobbyläufer und neugierig gewordene Zuschauer, die sich spontan am angebotenen Schnupper-
OL beteiligten.
Auf eine "Schnupperläuferin", ein elfjähriges Mädchen, mußten deren Eltern ziemlich lange warten. Als schon eine Suchaktion erwogen wurde, tauchte die Vermißte
erschöpft, aber glücklich aus dem Wald auf - drei Stunden nach ihrem Start auf die 3-km-Strecke. "Ich habe mich ein bißchen verlaufen." Orientierung ist eben nicht
so einfach.
Matthias OPATZ