Als einen der außergewöhnlichsten OL-Wettkämpfe kann man wohl den Thüringer 24-Stunden-OL bezeichnen.
An dieser Stelle, vor der siebenten Auflage dieser Mammut-Staffel, möchte ich die Gelegenheit nutzen,
um einige Hintergründe unseres Wettkampfes aufzuzeigen.
Jugendliche wollen probieren, Widerstand leisten, Grenzen austesten. Fast ausnahmslos aus solchen OL-Fanatikern
(Durchschnittsalter rund 18 Jahre) bestand vor einigen Jahren die Jenaer OL-Truppe der Friedrich-Schiller-Universität.
So kam die Idee zu einem Non-Stop-OL über 24 Stunden gerade recht, um die Welt mit ungewöhnlichen Aktionen aufhorchen zulassen.
Der Name Thüringer 24-Stunden-OL weist auch darauf hin, daß wir etwas gegen die stiefmütterliche Behandlung des OLs in Thüringen tun wollen.
Die Situation hat sich ja auch heute im "Grünen Herzen Deutschlands" noch nicht wesentlich geändert.
Jedenfalls gingen 1985 erstmals sechs Staffeln in Jena an den Start, und es war trotz des kleinen Teilnehmerfeldes wohl ein tolles Erlebnis.
Die zweite Auflage, im Eisenacher Weltmeisterschaftsgelände von 1970 schon zur Hälfte vorbereitet, mußte auf Grund einer plötzlichen Termindoppelbelegung
abgesagt werden. Na dann eben 1987 in Schmalkalden - von einigen Insidern wird dieser Lauf als der bisher schönste angesehen. Dort hatten wir mitten
in den Wald eingeladen: Lagerfeuer, Quellwasser, Notstromaggregat, trotzdem Vollverpflegung usw.
Die Ziele von damals versuchen wir auch heute hochzuhalten. Dazu zählt z.B. eine möglichst perfekte Organisation, die jedoch nicht in menschliche Kälte sondern
in Läufernähe münden soll. Wir machen unseren Lauf einzig und allein für die Läufer, die ein volles Wochenende angestrengten OL-Spaßes erleben wollen.
So können sich auch weiterhin die Staffelläufer aus verschiedenen OL-Clubs zusammenfinden. Das ist auch ein Resultat der Auswertung der Fragebögen,
die die Wünsche der Teilnehmer für den 24-Stunden-OL ermitteln sollten.
Zum Standard unserer Veranstaltung sollen auch immer druckfrische OL-Karten (Erik Schütz), anspruchsvolle Bahnen, ordentliche Siegerpreise
(Wert z.B. 1991: 1000,- DM), eine Abendveranstaltung, ein Mannschaftsleiterempfang, angebotene Vollverpflegung, möglichst gute sanitäre Bedingungen,
Bustransport für Eisenbahnreisende, Unterhaltung auch während des Laufes und Kindergarten gehören. Trotz vieler zusätzlicher bürokratischer Probleme
werden wir auch weiterhin Starts von "Ostblockteams" ermöglichen. Überhaupt belegt die internationale Resonanz, daß die Idee der 24 Stunden reizvoll ist.
Eine Episode am Rande: Vor drei Jahren frotzelten die Mitbegründer des 24-Stunden-OL, Peter Vitzthum und ich herum, daß, wenn die Starterzahl weiter
so steigt, wir alsbald für die Känguruhs der Australier extra Boxen bauen müßten - 1991 war der erste Australier mit dabei ...
Er ist übrigens der Organisator der ersten "Rogaine-Weltmeisterschaften" 1992 in seinem Heimatland. Rogaine ist ein 24-Stunden-Einzelscore-OL, der seit
rund sechs Jahren in Australien, Kanada, USA, Neuseeland und Großbritannien beheimatet ist.
Das kleine Organisationsteam um Steffen Lösch wird sich wieder mächtig ins Zeug legen müssen. Bedenken wir den Fakt, daß z.B. schon für 1991 rund
1500 Laufkarten vorbereitet werden mußten, macht das die Dimensionen sichtbar. Da geht es, um schnelle, aktuelle und umfangreiche Ergebnisse zu erhalten,
nicht ohne Computer. Die Software wurde von uns speziell entwickelt, und wir hoffen, daß sie uns nach den "Kinderkrankheiten" 1991 beim nächsten mal
viel Arbeit abnimmt.
Eines der größten zu bewältigenden Probleme bei der Organisation ist die Suche nach dem optimalen Wettkampfzentrum. Wegen der vielen Leute können
wir leider nicht mehr auf die grüne Wiese gehen (Parkplätze, WC, ...). Aber auf der anderen Seite sollte das WKZ inmitten der Karte liegen, um interessante,
vielfältige Bahnvarianten anzubieten.
Die 24-Stunden-OL Regelordnung, die durch die Wettkämpfer selbst und vor allem nach fünfjähriger Wettkampferfahrung unsererseits entstand, hat wohl
vorerst ihre endgültige Fassung erhalten. Für Änderungsvorschläge, Kritiken und Hinweise, das sei an dieser Stelle gesagt, sind wir aber jederzeit dankbar!
Auch wenn wir den entgegengesetzten Weg zum medienwirksamen Kurz-OL beschreiten, so war es im vergangenen Jahr doch erstaunlich, wie viele interessante
Einstellungen die Leute von Presse, Foto-dpa und TV gefunden haben. Es bedarf nur etwas Engagement, um diese Institutionen zu begeistern.
Zum Schluß noch zwei Nachsätze. Zum Ersten: Es wird ein Austausch mit Staffeln aus Stockholm stattfinden. Das 24-Stunden-OL-Team sucht Leute, die am
2./3. Mai 1992 bei der TIO MILA in der Nähe von Stockholm mitlaufen wollen. Das soll ein etwas organisierter Kurztrip ( evt. Bus oder Kleinbusse) werden.
Interessenten melden sich entweder bei Achim Bader oder bei mir.
Zum zweiten: Zum Erstellen einer 24-Stunden-OL-Chronik suche ich Bilder oder anderes Material von unserem Lauf aus Eurem Fundus. Laßt es mich bei den
nächsten Wettkämpfen wissen oder: Lutz Spranger, Th. Mann-Str. 16, 0-6900 Jena.
Also dann, 7. Thüringer 24-Stunden-OL in Bad Klosterlausnitz vom 29.-31. Mai 1992 (gleich beim Hermsdorfer Autobahnkreuz). Übrigens findet am 28./29. Mai
(Himmelfahrt) die Studentenmeisterschaft "gleich um die Ecke" in Erfurt statt. Dort wird es auch Rahmenläufe für Nichtstudenten geben. Mehr OL geht ja nun wirklich
nicht mehr auf einmal!? Infos gibt's unter der Meldeadresse oder auch bei mir.